Wer unserer Facebook Seite „Reisefotografie“ bereits folgt – die anderen sollten es schleunigst tun, denn sie verpassen etwas – kennt 22places und die beiden Menschen dahinter, Jenny und Sebastian, bestimmt schon. Jede Woche halten sie einen wertvollen Fotografie oder Foto-Location Tipp für euch bereit. In diesem Beitrag lernt ihr die beiden besser kennen, bekommt ein Gesicht zum Namen und erhaltet exklusive Tipps. Damit möchte ich gerne die Feder an die wirklich sehr sympatischen Menschen Jenny und Sebastian übergeben:
Ok, du kannst es ruhig zugeben: Bildgestaltung – das klingt jetzt nicht unbedingt nach Spaß, sondern eher nach langweiliger Theorie, oder?
Sollte das gerade dein Gedanke gewesen sein, dann liegst du da nicht ganz richtig. Wie bei vielen Sachen in der Fotografie kommt es auf die Herangehensweise an und natürlich darauf, was du daraus machst.
Wir können dir versichern, dass es super viel Spaß macht, dein fotografisches Auge zu trainieren und bewusster mit dem Thema Bildgestaltung umzugehen.
Wenn du dich jetzt fragst, wer diese Menschen sind, die so etwas einfach behaupten, dann fragst du dich das zurecht. Deswegen möchten wir uns erst mal kurz bei dir vorstellen:
Wir sind Jenny und Sebastian, die Gesichter hinter 22places.de, ein Blog über die zwei Dinge, die uns am meisten inspirieren: das Reisen und die Fotografie.
Als Reisefotografen und Weltenbummler sind wir seit 2015 in der Welt unterwegs. Wie das geht? Wir haben unsere festen Jobs an den Nagel gehangen und arbeiten nun ortsunabhängig.
Außerdem zeigen wir dir in unserem Online-Fotokurs nicht nur, wie viel Spaß Bildgestaltung machen kann, sondern auch wie einfach Fotografieren ist und wie viel glücklicher du wirst, wenn du die Welt nicht mehr im Automatikmodus fotografierst.

Jenny und Sebastian beim Chiang Mai Lichterfest

Jenny und Sebastian in Hong Kong
Ok, nun aber genug von uns. Kommen wir zum eigentlichen Thema des Beitrages. Wir geben dir nun fünf einfach umsetzbare Tipps für bessere Bildgestaltung.
Am besten du packst jetzt deinen Kalender aus oder öffnest deine Kalender-App und vermerkst dir dort schon mal 5 Termine, an denen du Fotoausflüge machen kannst. Denn die Tipps nur zu lesen und cool zu finden, zählt nicht. Deswegen geben wir dir erst mal den ganz pragmatischen Tipp:
Probiere viel aus! Denn nur wenn du viel fotografierst, wirst du auch besser.
Einverstanden? Super! Dann lass uns loslegen.
Bildgestaltungs-Tipp Nr. 1: Der richtige Bildausschnitt oder was zum Teufel fotografiere ich da eigentlich?
Du stehst vor einer super tollen Sehenswürdigkeit oder vor einer total beeindruckenden Landschaft und bist total fasziniert von deren Schönheit. Klar, dass du davon ein Foto machen willst. Schließlich möchtest du das nachher auch deinen Freunden oder deiner Familie Zuhause zeigen.

Versteif dich nicht auf das Offensichtliche, sondern sieh dich immer aufmerksam um. Das Bild ist z. B. vom Aussichtspunkt auf die Chocolate Hills auf der Insel Bohol entstanden. Oft tendiert man dazu sich nur auf die eigentliche Attraktion zu konzentrieren und nimmt andere Motive gar nicht wahr. Schade! Aufgenommen auf der Insel Bohol in den Philippinen © 22places
Jetzt guckst du dir die Fotos später an und denkst dir „Mist, das sieht in Echt viel toller aus!“. Was ist also passiert? Vielleicht hast du nicht intensiv genug über den Bildausschnitt nachgedacht oder einfach nicht den richtigen Bildausschnitt gewählt.
Bewusstes Fotografieren ist der allererste Schritt hin zu besseren Fotos. Klingt einfacher, als es ist. Vor lauter Staunen über das Fotomotiv vergisst man nur allzu schnell das wichtigste: Nachdenken vor dem Fotografieren. Nicht selten knipst man drauf los, hat später 50 verschiedene Bilder, die aber eigentlich alle nur mittelmäßig sind. Keins davon transportiert das, was du in diesem Moment empfunden hast. Schade!
Unser Tipp: Stell dir jedes deiner Fotos als leere Leinwand vor. Du bist der Künstler und entscheidest, was auf die Leinwand soll. Du solltest dir also vor jedem Foto die Frage stellen: Was will ich mit meinem Foto dem Betrachter vermitteln?
Ist es die Weite der Landschaft, die dir ein irrsinniges Freiheitsgefühl vermittelt? Ist es die gigantische Größe der Sehenswürdigkeit, die sich vor dir auftürmt? Oder ist es etwas ganz Anderes? Wenn du also weißt, was du vermitteln willst, musst du nun entscheiden was auf deine Leinwand muss, um dieses Gefühl transportieren zu können und noch viel wichtiger, was nicht drauf darf!
Lange Rede, kurzer Sinn: weniger knipsen, mehr fotografieren! Nimm dir ein bisschen Zeit, bevor du deine Fotos machst. Versuche nicht zu viel auf einem Foto abzubilden, sondern beschränke dich lieber auf ein Hauptmotiv. In der Fotografie ist weniger oft mehr.
Das schöne daran ist: Je öfter du bewusst über deine Fotos nachdenkst, desto selbstverständlicher wird es für dich nach einer Weile und irgendwann funktioniert das ganz von allein.

Aufgenommen auf dem Little Adam’s Peak in Sri Lanka @ 22places

Aufgenommen in Aluthgama in Sri Lanka @ 22places
Bildgestaltungs-Tipp Nr. 2: Der Goldene Schnitt oder wie einfach es plötzlich ist, interessantere Fotos zu schießen.
Der berühmt berüchtigte Goldene Schnitt. Jeder hat schon mal davon gehört, aber nur wenige wissen, was er bedeutet und ihn richtig einzusetzen. Das ändern wir heute, denn eigentlich ist es gar nicht so schwer.
Für den Goldenen Schnitt teilst du dein Bild einfach gedanklich in neun gleich große Rechtecke ein. Dafür ziehst du in deinem Bildausschnitt einfach zwei horizontale und zwei waagerechte Linien.

Diese Linien stellst du dir einfach gedanklich vor. Aufgenommen auf der Insel Bohol in den Philippinen © 22places
Soweit, so gut. Nur weil du gedanklich ein paar Linien durch dein Bild ziehst, werden deine Fotos noch nicht außergewöhnlich. Was machst du also mit diesen Linien? Die Antwort ist einfach: Du platzierst die wichtigsten und aussagekräftigsten Elemente deines Bildes (hier wären wir wieder bei Tipp Nr. 1) entlang dieser Linien oder auf den vier Schnittpunkten dieser Linien.
Wir haben dir mal ein paar Beispielsbilder mitgebracht, in denen wir den goldenen Schnitt ganz klassisch eingesetzt haben.

Beispiel für den Goldenen Schnitt. Aufgenommen auf der Insel Siquijor in den Philippinen, © 22places

Beispiel für den Goldenen Schnitt. Aufgenommen auf der Insel Bohol in den Philippinen, © 22places

Beispiel für den Goldenen Schnitt. Aufgenommen in Aluthgama in Sri Lanka, © 22places

Beispiel für den Goldenen Schnitt. Aufgenommen auf dem Little Adam’s Peak in Sri Lanka, © 22places
Unser Tipp: Konzentriere dich einfach mal einen Tag lang nur auf den goldenen Schnitt. Schau auch mal in dein Kameramenü, es gibt viele Kameras in denen du dir das Raster sogar im Sucher anzeigen lassen kannst. So bekommst du schnell ein Gefühl für den goldenen Schnitt und setzt ihn ganz natürlich ein ohne direkt darüber nachzudenken.
Bildgestaltungs-Tipp Nr. 3: Perspektive oder warum auf dem Boden liegen nicht nur bequem, sondern auch interessant ist.
Ganz selbstverständlich fotografiert man die meisten Motive immer aus der gleichen Perspektive, nämlich aus dem Stand und die Kamera gerade ausgerichtet. Machst du das auch so? Das ist schade! Denn so verpasst du viele großartige Fotos.
Es gibt so viele andere Möglichkeiten, als deine Motive nur aus der Augenhöhe zu fotografieren. Lass deinem Bewegungsdrang mal freien Lauf und leg dich auf den Boden, geh in die Hocke, klettere eine Mauer hoch oder leg dich auf den Rücken.

Nach unten guckt lohnt sich oft. Aufgenommen in Aluthgama in Sri Lanka, © 22places

Auf dem Boden liegen ist auch immer sehr spannend. So hast du eine ganz andere und neue Perspektive auf deine Umgebung. Du wirst überrascht sein! Aufgenommen in Schweden © 22places

Gut, dass Basti nicht mit auf den Leuchtturm klettern wollte. Das Bild wäre ohne ihn nur halb so interessant. Aufgenommen auf Apo Island in den Philippinen © 22places
Du wirst überrascht sein, was für interessante Fotos dabei herauskommen und wie viel Auswirkungen nur ein winzig kleiner Wechsel der Perspektive haben kann.
Unser Tipp: Such dir einen Tag aus, an dem du dich nur auf verschiedene Perspektiven konzentrierst. An diesem Tag suchst du dir ein einziges Motiv und fotografierst es in allen möglichen und unmöglichen Perspektiven, die dir so einfallen.
Bildgestaltungs-Tipp Nr. 4: Muster und Strukturen und warum man sie plötzlich überall sieht!
Muster und Strukturen sind ein tolles Mittel der Bildgestaltung. Muster und Strukturen zu fotografieren ist nicht nur eine gute Übung, sondern macht auch noch richtig viel Spaß. Aber Achtung, wenn du ein mal angefixt bist, siehst du sie überall. Plötzlich besteht die ganze Welt nur noch aus Muster und Strukturen.
Muster und Strukturen, also z. B. viele sich wiederholende Details, sind tatsächlich überall zu finden. Wichtig ist, dass du dein Auge dazu trainierst, sie ganz selbstverständlich zu entdecken.

Fußballstadien eignen sich prima! Aufgenommen im Jahn Sportpark in Berlin, @ 22places
Unser Tipp: Geh einen Tag mit deiner Kamera los und zwinge dich, nichts außer Muster und Strukturen zu fotografieren. Wenn du verschiedene Motive entdeckt hast, mach nicht nur ein einziges Foto und geh dann auf die Suche nach dem nächsten. Beschäftige dich mit diesem einen Motiv. Fotografier es aus verschiedenen Perspektiven und mit unterschiedlichen Kameraeinstellungen.
Bildgestaltungs-Tipp Nr.5: Grundlagen der Technik – warum du deine Kamera beherrschen solltest, bevor du dich mit der Bildgestaltung beschäftigst.
Sich mit der Bildgestaltung auseinanderzusetzen ist nicht nur sehr spannend, sondern auch ein essentieller Teil des Fotografieren Lernens. Aber haben wir schon erwähnt, dass die Bildgestaltung noch viel mehr Spaß macht, wenn du dich vorher intensiv mit dein vielen, interessanten Einstellungen und Möglichkeiten deiner Kamera auseinandergesetzt hast?

Aufgenommen auf der Insel Bohol in den Philippinen, © 22places
Natürlich gibt es Regeln der Bildgestaltung, die du auch ganz ohne den Technikkrams einfach anwenden kannst. An vielen Stellen wirst du aber an Grenzen stoßen.
Langfristig wirst du mit deinen Bildern nur glücklich, wenn du deine Kamera zu deinem besten Freund gemacht hast. Das ist wie mit dem Hund und dem Herrchen. Manchmal fragt man sich, wer da eigentlich mit wem spazieren geht.
Unser Tipp: Konzentrier dich nicht nur auf die Bildgestaltung, sondern setz dich auch mit den Grundlagen der Technik auseinander. So, jetzt wirst du dir wahrscheinlich denken: Ist das euer ernst? Die Technik werde ich niemals verstehen und selbst wenn, bevor ich alles kann, habe ich mich zu Tode gelangweilt.
So ein Quatsch! Die Funktionen deiner Kamera kennenzulernen macht super viel Spaß. Nicht nur das, es gibt kaum kein Thema bei dem du deine Lernfortschritte so schnell miterleben kannst. Es macht einfach richtig viel Spaß und wenn du dich ein mal durchgebissen hast, kannst du gar nicht mehr glauben, dass du dich mal dagegen gewehrt hast.
Und was noch viel toller ist: Wenn du deine Kamera erst einmal beherrschst, stehen dir alle Türen offen. Dann kannst du dich viel intensiver mit bestimmten Themen der Bildgestaltung auseinandersetzen, oder auch mit anderen tollen Themen, wie Licht oder Bildbearbeitung.
Wir wünschen dir viele tolle Motive und natürlich ganz viel Spaß beim Fotografieren. Wenn du noch mehr über die Fotografie lernen möchtest, dann schau doch mal bei unserem Online-Fotokurs vorbei.
Wir freuen uns auf dich!
Jenny & Sebastian
Hallo Jenny&Sebastian,
tolle Tipps, wenn man wirklich etwas verbessern will. Vor Allem die Perspektive ist in meinen Augen wichtig. Darauf hab ich schon bei meinen Anfängen mit Analogkameras geachtet.
Ich hätte noch einen Tipp, der mir sehr bei der Bildgestaltung und auch allgemein geholfen hat: Nimm dir eine Festbrennweite! So verfällst du nicht der Verlockung, ständig an deinem Objektiv herum zu schrauben und kannst dich mehr um das Bild an sich kümmern. Ich benutze fast nur ein 18mm/f2,8 Weitwinkel oder ein 35mm/f1,2 für meine Sony A6000.
Es war am Anfang echt ungewohnt. Aber probiert es mal eine Weile.
Grüße, Markus
Hallo Markus,
danke für deinen lieben Kommentar! Mit einer Festbrennweite zu fotografieren ist ein sehr guter Tipp! Wir sind auch absolute Fans von Festbrennweiten, sind seit kurzem in unsere 35mm Festbrennweite von Tamron verliebt und ermutigen Fotografieanfänger auch immer sich an eine Festbrennweite heranzutrauen oder aber, einfach ihr Zoomobjektiv mal für einen Tag „festzukleben“.
Unserer Liebe zu Festbrennweiten-Objektiven haben wir sogar einen ganzen Artikel gewidmet: https://www.22places.de/6-gruende-warum-du-unbedingt-eine-festbrennweite-brauchst/
Viel Spaß mit deiner Sony A6000 – Ich bin mit meiner auch super zufrieden.
Liebe Grüße aus Berlin, Jenny